Wenn Trauer das Leben bestimmt
Trauer, ein scheinbar sehr stilles Gefühl, das viele Menschen „mit sich selbst ausmachen“. Hilfe im oftmals lähmenden Prozess bietet professionelle Trauerbegleitung.
Wenn wir von Trauer und Trauerbegleitung sprechen, ist sicherlich meist das Thema Sterben und Tod gemeint. Doch immer noch sind eben diese, also Sterben und Tod, sowie die Verarbeitung der damit einhergehenden Gefühle ein Tabuthema in unserer Gesellschaft. Dabei ist wirklich jeder Mensch irgendwann in seinem Leben mit dieser Thematik konfrontiert und die wenigsten von uns sind darauf vorbereitet. Hilflosigkeit ist hier ein Seinszustand bei allen Beteiligten, denn nicht nur die direkt betroffene(n) Person(en), auch das gesamte Umfeld weiß meist nicht, wie mit einer derartigen Situation umzugehen ist.
Wichtig ist mir hier auch deutlich zu erwähnen, dass nicht das Naheverhältnis zu einem verstorbenen Menschen ausschlaggebend dafür ist, wie intensiv Trauer empfunden wird und empfunden werden darf. Hier gibt es oft großes Unverständnis und zwar dann, wenn eine Person ein intensives Gefühl von Trauer zeigt, dies für Außenstehende jedoch nicht als „angemessen“ betrachtet wird. Dann wird die Trauer „hinuntergeschluckt“, die Tränen fließen nach Innen.
Und Menschen trauern nicht nur um verstorbene Partner, Kinder, Eltern, Freunde, auch der Verlust eines Tieres kann eben diese starken Gefühle hervorbringen und betroffene Menschen „getrauen“ sich oft nicht, sichtbar zu trauern, aus Angst vor der Reaktion des Umfeldes.
Schaut man in der gesellschaftlichen Entwicklung einige Jahrzehnte zurück, so war es sehr lange erwünscht, dass trauernde Menschen sich in schwarze Kleidung hüllten, was wiederum bedeutet, seine Gefühle nicht offen zu zeigen, sich emotional „abzuschotten“ – ich bekenne nicht mehr Farbe.
Freilich haben sich „die Zeiten geändert“, wir müssen nicht mehr Schwarz tragen, aber wirklich offen zu trauern, ist nach wie vor schwierig.
Aber wie trauert man denn nun „richtig“?
Grundsätzlich gibt es kein Patentrezept, wie Trauerarbeit aussehen soll, wie lange ein Trauerprozess dauern „darf“, wie viel oder wie wenig gesprochen und erzählt werden soll über die eigene Befindlichkeit. Wichtig ist es, sich jenen Raum zu nehmen, den es individuell benötigt.
Und das bedeutet eben auch, über die eigenen Gefühle zu sprechen … und wenn dies im persönlichen Umfeld schwierig ist, man niemanden „belasten“ möchte, dann kann und soll man professionelle Trauerbegleitung in Anspruch nehmen oder sich z.B. auch Hilfe und Unterstützung bei einer Trauergruppe suchen.
Die 4 Phasen der Trauer
Gerade das Gefühl von Traurigkeit, von Trauer, kommt meist in Wellen, in Schüben und versetzt oft in einen körperlichen Zustand von Lähmung, von Stillstand.
Die Schweizer Psychologin Prof. Dr. phil. Verena Kast beschreibt in ihrem Modell vier Trauerphasen: 1) Nicht-Wahrhaben-Wollen (Schock), 2) Aufbrechende Emotionen, 3) Suchen und Sich-Trennen,
4) Neuer Selbst- und Weltbezug.
Es ist sinnvoll und essentiell, diese Trauerphasen zu erkennen, sie wahrzunehmen und auch zu erlauben. Mit viel Feingefühl kann in jeder dieser Phasen auf die entsprechenden Bedürfnisse und Wünsche des Trauernden/der Trauernden individuell und gezielt eingegangen werden.
Dabei spielt auch das körperliche Empfinden eine große Rolle, denn gerade das Gefühl von Trauer in allen Phasen erzeugt tatsächlich körperliche Schmerzen. Der Körper kann hier also zu einem wichtigen Instrument werden und MIT dem Körper zu arbeiten und nicht GEGEN IHN eine hilfreiche Maßnahme.
Wann darf und soll ich trauern?
Und das sei noch gesagt … nicht nur bei Sterben und Tod soll und darf getrauert werden. Jede Form von Verlust erzeugt diese Emotion in uns. Das bedeutet, Menschen können in einem Gefühl von tiefer Trauer gefangen sein bei allen Veränderungsprozessen, bei Scheidung/Trennung, beim Auszug der Kinder, beim Verlust der Arbeitsstelle uvm.
Also trauen Sie sich, zu betrauern, wenn Sie verloren haben, was Ihnen wertvoll und wichtig war.
Expertinnentipp
Trauer braucht Worte
Um Gedanken zu sortieren und Gefühle und Bedürfnisse für sich zu erkennen, hilft Schreiben – z.B. in Form eines Tagebuches.
Ich male meine Trauer
Es kann hilfreich sein, wenn Gefühle von Trauer über Farben ausgedrückt werden.
Trauerspaziergänge
Im Gehen fallen Gespräche oftmals viel leichter, auch dies kann Teil (m)einer professionellen Trauerbegleitung sein.
Offene Trauergruppen
Auch in Salzburg gibt es dieses kostenlose Angebot, z.B. über die Hospiz-Bewegung. Hier kann man sich mit Betroffenen austauschen.
Für Terminvereinbarungen wenden Sie sich gerne per mail an mich office@lebens-t-raeume.co.at oder telefonisch unter 0676 / 6214247.
Artikel erschienen in der Beilage der Salzburger Nachrichten 23.10.2019, Lebensberater-Guide